29.02.2012
800.000 Österreicher - zehn Prozent der Bevölkerung - leiden an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) mit sich langfristig verschlechternder Atmungsfunktion. Ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen ist medizinisch nicht optimal versorgt. Zu einem erheblichen Anteil dürfte das auch durch das Gesundheitswesen bedingt sein.
Das ist das Ergebnis eines europaweiten Audits in Krankenhäusern, dessen Österreich-Ergebnisse am Dienstag von der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) in Wien präsentiert wurden. Die Umfrage wurde von der European Respiratory Society (ERS) in 13 Staaten durchgeführt. Insgesamt flossen die Daten von 15.819 COPD-Patienten ein, welche wegen einer akuten Verschlechterung ihrer Symptome ins Spital aufgenommen worden waren. In Österreich nahmen 49 Spitäler teil, Informationen gab es von 823 Betroffenen. Otto Burghuber, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für COPD und pneumologische Epidemiologie in Wien zur Konzeption der Umfrage: "Ein Audit ist die Analyse eines medizinischen Prozesses, in dem mit einem Standard verglichen wird."
Die Auswertung der Daten aus Österreich bei den Betroffenen der primär durch das Rauchen ausgelösten Erkrankung, die langfristig bei zunehmendem Lungenfunktionsverlust in die Invalidität und zum Lungenemphysem führt, zeigte nicht unbedingt optimale Werte:
Burghuber: "Das ist ein gesundheitspolitischer Horror. Da sind die Kosten enorm. Das sollte die Gesundheitspolitik auf den Plan rufen." Rund 40 Prozent der österreichischen COPD-Patienten werden im Spital auch noch mit intravenös zu verabreichenden Theophyllin-Präparaten behandelt, die nicht mehr moderner Standard sind.
Zwar liegt Österreich bei einer Spitalsmortalität von 4,1 Prozent (Europa-Durchschnitt: 4,9 Prozent) recht gut, doch weisen die Daten auch auf offenbar andere gravierende Versorgungsmängel hin: 5,3 Prozent der österreichischen COPD-Patienten haben Diabetes mit bereits dokumentierten schweren Langzeitschäden, im europäischen Durchschnitt sind es nur 1,9 Prozent. Laut Sylvia Hartl, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, will man jetzt Gesundheitspolitik und Krankenhausträger mit den Daten im Einzelnen konfrontieren, um Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren.
Quelle: relevant bestof Media
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